Tauber Hund? Na und!
Viele Leute schrecken immer noch zurück, wenn sie hören,
dass ihr Hund vielleicht taub wird oder der Welpe, den
sie sich ausgesucht haben, taub ist.
Was fast niemand weiss ist, dass taube Hunde keine
Seltenheit sind. Es gibt etliche Zuchtrassen, wo
angeborene Taubheit bekannt ist. Nicht nur die allseits
beliebten Dalmatiner, sondern auch der Deutsche
Schäferhund, Dänische und Deutsche Doggen gehören zu
diesen sogenannten Risikorassen - all diese beliebten
Rassehunde können durch Überzüchtungen Generationen von
tauben Hunden hervor bringen.
Auch
taube Hunde können frei laufen, mit ihren Hundekumpels
rum tollen und ein normales Hundeleben führen.
Cenour wurde durch eine beidseitige Mittelohrentzündung,
die er sehr wahrscheinlich schon Monate, wenn nicht
sogar Jahre in Spanien hatte, taub. Da er aus schlechter
Haltung kam, und auch noch autistische Züge hat, dauerte
es fast anderthalb Jahre, bis er ohne Schleppleine frei
laufen durfte. Jeden Tag (auch heute noch) üben wir für
zehn Minuten die Handzeichen, denn der schnellste Denker
ist er nicht (er wurde von seinem Vorbesitzer massiv
misshandelt und hieraus könnte eine Hirnschädigung
resultieren).
Was
also tun?
Im Gegensatz zu den Menschen gleichen viele Hunde ihre
Behinderung durch einen anderen ihrer Sinne aus. Für sie
ist das keine Behinderung und im Umgang mit anderen
Hunden ist es auch kein großes Problem. Welpen, die im
jungen Alter taub geworden sind, verhalten sich fast so
wie hörende Hunde. Sie stellen die Ohren auf, wenn sie
merken, dass man sie ansieht und anspricht. Auch Hunde,
die durch Krankheit oder Alter taub werden, können aus
Sicht Fremder wie hörende Hunde reagieren, aber dies
hängt auch davon ab, wie weit sie auf ihre Halter
geprägt sind.
Viele Halter versuchen die Behinderung ihres Hundes mit
sehr viel Nachsicht und Mitleid zu kompensieren. Das
verhätschelt den Hund nur, und wenn man Pech hat, zieht
man sich einen Problemhund heran, der weder Kommandos
noch Regeln kennt. Mitleid ist schön und gut, doch bei
einem Hund völlig fehl am Platz. Ausser seinen Ohren hat
der Hund noch gute Augen und einen verdammt guten
Geruchssinn. Er hört ja nicht auf Hund zu sein, nur weil
er nichts mehr hört. Sein Instinkt, sein Charakter und
sein Trieb verändern sich ja nicht durch die Taubheit.
Alle meine Hunde, auch die hörenden, bekommen Sicht- und
Lautzeichen. Zum einen, damit sich meine hörenden Hunde
im Falle einer Alters- oder Krankheitstaubheit nicht
mehr umstellen müssen und zum zweiten reagieren taube
Hunde auch sehr auf Mimik. Die meisten Hunde können
schon allein von den Lippenbewegungen ablesen, welches
Kommando gemeint ist.
Was muss man also als erstes tun?
Aufmerksamkeitstraining!
Der Welpe oder erwachsene Hund muss lernen auf den
Halter zu achten. Hierzu gibt es viele
Trainingsmöglichkeiten. Für Welpen und verspielten und
verfressenden Hunde ist die
Futterprovokation
eine gute Möglichkeit, die Aufmerksamkeit des Hundes auf
den Halter zu ziehen.
Hier sollte man einen erfahrenen Trainer zur Rate
ziehen.
Dies sollte man aber nicht länger als 10 Minuten am Tag
üben. Ausserdem sollte man die Leckerchen von der
täglichen Futterration abziehen, denn man will ja keinen
Rollmops Gassi führen.
Wenn man dies kontinuierlich und konsequent trainiert,
wird sich der Hund immer öfter zu seinem Halter
umdrehen, ihn ansehen und auf ihn achten. Der Halter
sollte sich interessant machen mit Leckerchen,
Streicheleinheiten oder Spielaufforderungen. Der Hund
wird lieber zum Halter zurück kehren bzw. ihn im Auge
behalten, als einem anderen Hund oder einem Hasen
hinterherjagen.